Jennybox

Die etwas andere Sicht auf die Welt.

15 - Die Fremde

Hell schien die warme Morgensonne durchs Fenster eines kleinen Motels irgendwo in New Mexico. Scully setzte sich ruckartig im Bett auf. Sie sah neben sich, doch das Bett war leer. Sie hatte geträumt. Angestrengt versuchte sie, sich an den Traum zu erinnern. Seltsam war der gewesen, sehr seltsam. Und dann fiel ihr schlagartig alles wieder ein:

Es war mitten in der Nacht. Etwas hatte sie geweckt. Fox lag schlafend neben ihr. Im Zimmer vor sich sah sie eine helle Gestalt. Erschrocken sah Scully diese Frau an. Aus Reflex griff sie an ihre Seite zu ihrer Waffe, aber da war natürlich keine, schließlich lag sie im Bett und hatte geschlafen. »Komm bitte mit mir ins Nebenzimmer, ich muss mit dir reden, möchte aber Fox nicht wecken.«, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Sehr verwirrt und skeptisch tat Dana Scully, worum diese seltsame Erscheinung sie bat. Im Nebenzimmer angekommen, wandte sie sich dann an die merkwürdige Frau: »Wer bist du, wo kommst du so plötzlich her und vor allem: was willst du von mir??«, stieß sie hervor. Die Frau lächelte freundlich: »Mein Name ist Lea und ich bin hier, um Dir und Fox zu helfen.« »Uns zu helfen? Wieso…? Wobei…?« Unverwandt sah sie die Frau an. Dann sprach sie langsam weiter: »Lea.. ich kenne keine Lea, woher wusstest du überhaupt, wo wir sind und wie bist du eigentlich ins Zimmer gekommen? Die Tür war abgeschlossen.

Lea nickte ihr zu. Sie konnte Danas Verwirrung gut verstehen, sie befand sich in einer äußerst gefährlichen Lage und sie musste vorsichtig sein, wem sie vertraute. «Setz dich, Dana, ich werde dir alles erklären: Zuerst einmal zum naheliegensten: ich brauche keine Türen, ich kann mich durch Raum und Zeit bewegen, wie ich möchte. Ich greife dadurch allerdings nur äußerst selten in das Leben der Menschen ein.» Scully sprang erschrocken auf. «Menschen.. dann bist du selber also kein Mensch? Also bist du eine von »denen«? Wild sah sie um sich und suchte nach einer Waffe, aber sie fand auf Anhieb nichts. Beschwichtigend streckte die Frau, die sich Lea nannte, die Hände aus: »Es stimmt, ich bin kein Mensch mehr, ich war mal einer, vor ungefähr 8.000 Jahren eurer Zeitrechnung. Ich bin aber auch keine Außerirdische, wie diejenigen, die euch verfolgen und euch lieber heute als morgen tot sehen würden.« Dana setzte sie sich wieder und fragte: »Was bist du denn dann? Und warum solltest du ausgerechnet UNS helfen wollen? Was hast du davon? Entschuldige, wenn ich so direkt frage, aber unsere Lage erfordert das leider.« Lea nickte. »Dafür habe ich volles Verständnis und deshalb werde ich deine Neugier befriedigen, aber ich muss dich bitten, dieses Geheimnis nur mit Fox zu teilen, und sonst mit niemandem.« Scully nickte. »Ich bin eine Q.«, fuhr Lea nach Scullys Einverständnis fort. »Meine neue Heimat liegt viele Lichtjahre von der Erde entfernt, aber ich war einmal ein Mensch, wie du. Ich bekam die Chance, in die Zukunft geholt zu werden und durfte dazu beitragen, die Menschheit zu retten. Glaubst du wirklich, ich lasse mir das jetzt von ein paar machtbesessenen Außerirdischen kaputt machen?!« Während sie dies sagte, sah sie Scully grinsend an. Diese sah die Fremde verblüfft an: »Zukunft? Noch mehr Außerirdische… ist denn das Universum komplett durchgeknallt??« Jetzt lachte die Q: »Nein, nein, keine Sorge, es gibt zwar noch hunderte anderer außerirdischer Spezies, aber nicht alle sind so fies wie Borg, Klingonen, Romulaner, Cardassianer und deren Helfershelfer, die sich hier breit machen wollen. Scully stutzte. «Moment mal… Klingonen… das ist doch Star Trek, eine Fernsehserie, was bitte hat die mit unseren Problemen hier zu tun?» Entnervt verdrehte die Q die Augen: «Hach, das sind doch nur die Tagebücher von so nem Typen, der versehentlich in der Zukunft gelandet ist und das dann zu Drehbüchern verarbeitet hat Und uns Q lässt er dabei auch noch ziemlich dämlich aussehen.. dabei haben wir ihm geholfen.. aber egal, darum gehts hier ja nicht, sondern um dich und Mulder. Ähm.. Dana.. ich weiß, diese Frage ist sehr persönlich, aber trotzdem möchte ich dich bitten, sie ehrlich zu beantworten: liebst du Fox?» Dana verstand nicht wirklich, was diese Frage sollte, aber sie senkte den Kopf und hauchte leise: «Ja». Die Q setzte sich neben Dana und ergriff behutsam ihre Hand: «Vermisst du deinen Sohn William?» Dana schluckte, Tränen traten ihr in die Augen. Mit fast erstickter Stimme flüsterte sie dann: «Und wie ich ihn vermisse! Er ist mein Baby, mein Kind! Ich will ihn aufwachsen sehen, mitbekommen, wie er zu einem fröhlichen Kind heranwächst, aber das kann ich nicht!» Lea lächelte. «Was wäre, wenn ich dir eine Möglichkeit geben könnte, ihn doch bei dir zu haben und zusammen mit Fox glücklich zu werden?» Ruckartig sah Scully auf: «Wie soll das möglich sein, das ist doch völlig ausgeschlossen, ich weiß doch nicht einmal wo er ist!» «Aber ich weiß es!», erwiderte Lea und drückte Dana sanft die Hand. «Ich kann euch Drei in Sicherheit bringen, wenn ihr das wollt. Aber dafür muss ich mich mal mit Mulder unterhalten, soll ich?» Hastig nickte Scully. Hoffnung keimte in ihr auf. Sollte am Ende doch noch alles gut werden?

Ja, das hatte sie geträumt. Aber war das wirklich nur ein Traum? Nun, sie konnte es nur herausfinden, indem sie mit Fox sprach. Und so ging sie ihn suchen.Die Q grinste in sich hinein. Das hatte ja super geklappt. Dana Scully hielt sie also für einen Traum.. klasse! Sämtliche Minderheitskomplexe, die sie jemals gehabt hatte, lösten sich gerade in Wohlgefallen auf. Nun musste sie nur noch mit Fox Mulder sprechen. Und das tat sie dann auch.

Fox Mulder erwachte langsam. Etwas hatte ihn geweckt. Aber was? Dana lag friedlich schlafend neben ihm, die konnte es nicht sein. Er seufzte. Er machte sich große Sorgen um ihrer beider Zukunft. Wie mochte es wohl dem kleinen William gehen? Er richtete sich auf und verließ das Bett, um sich ein Glas Wasser einzuschenken. In diesem Moment hörte er eine Stimme in seinem Kopf, die ihn bat, doch ins Nebenzimmer zu kommen. Gleichzeitig gab sie ihm zu verstehen, dass sie keine Gefahr darstellte. Zögernd folgte er dieser Stimme und betrat das Nebenzimmer, das seltsamerweise nicht abgeschlossen war. In dem Raum erwartete ihn eine fremde Frau. Sie lächelte ihn freundlich an und sagte: «Der berühmte Fox Mulder, freut mich sehr, dich mal persönlich kennenzulernen. Mein Name ist Lea. Irritiert sah Fox die Frau an. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und überlegte, was er sagen sollte. Wer war sie, was wollte sie hier? Lea nickte ihm zu. Ich kann verstehen, dass du viele Fragen hast und da wir nicht übermäßig viel Zeit haben, werde ich sie dir sofort beantworten.» In kurzen Worten erklärte sie ihm nun, wer sie war, woher sie kam und was sie wollte. «Ach ja, und bevor du fragst: ja, ich kann Gedanken lesen und deine Fragen guckten gerade ziemlich deutlich zum Gehirn raus.» Sie grinste und auch Fox konnte sich ein Grinsen über diese Ausdrucksweise nicht verkneifen. «Für einen 8.000 Jahre alten Menschen klingst du aber nicht sehr weise», meinte er dann. «Ach, Weisheit wird völlig überbewertet, ich hab mich noch nie für die Weisheit in Person gehalten und werde in meinem Alter auch nicht mehr damit anfangen.» Sie grinste frech. Schnell wurde Mulder wieder ernst: «Also du sagst, du willst uns helfen, aber wie willst du das anstellen?» Lea nickte: «Gute Frage, zuerst einmal muss ich dir ein paar Fragen stellen… » Mulder bekam nun die gleichen Fragen gestellt, wie zuvor Scully und Lea konnte bei ihm fast exakt die gleiche Reaktion feststellen. Sie spürte seinen Drang, Dana und sein Kind beschützen zu wollen, weil er sie über alles liebte. Eine Weile schwieg Lea, dann stellte sie Mulder die alles entscheidende Frage: «Hast du schon einmal daran gedacht Dana zu heiraten, mit ihr einen völligen Neuanfang zu wagen in einer anderen Zeit, auf der anderen Seite der Welt?» Verblüfft sah Fox diese fremde Frau an, die einfach in sein Leben geplatzt war und sagte dann langsam: «Dran gedacht schon.. aber… bisher hatten wir keine Gelegenheit zum Heiraten. Das ist eine gute Idee, aber wie sollen wir an unser Kind rankommen? Wir wissen doch gar nicht, wo es ist.» Daraufhin erklärte ihm Lea, dass sie wisse, wo das Kind sei und sie das Kind zu ihnen bringen werde, sobald sie alles geregelt hätten. Mit staunenden Augen hörte Mulder zu, wie diese Frau ihm wieder Hoffnung gab. Dann sagte er: «Aber wo sollen wir hin, ohne von den Außerirdischen gefunden zu werden? Und wie willst du sicherstellen, dass sie uns in Zukunft nicht finden?» Daraufhin sprach Lea: Wie wär’s mit Neuseeland? Da soll es sehr schön sein. Und was die Quälgeister anbelangt, die lass mal meine Sorge sein, da kümmere ich mich schon drum. Ach ja, und sag deinem Vater, er soll endlich aufhören zu rauchen.« Auf den überraschten Blick von Mulder hin fügte sie hinzu: »Ja, du wirst ihn lebend wiedersehen, der ist so schnell nicht totzukriegen, schließlich kenne ich ihn schon seit einigen 1.000 Jahren.« Und damit verschwand sie. Kopfschüttelnd trat Mulder nach draußen, wo es langsam hell zu werden begann.

Lange hatte er grübelnd vor der Tür gesessen, als Dana zu ihm trat. Lächelnd begrüßte er sie mit einem Kuss und sagte dann: »Guten Morgen, Schatz, gut geschlafen?« Liebevoll lächelte Dana ihn an: »Oh ja, und ich hatte einen seltsamen Traum.« Er lächelte. »Darf ich dich etwas fragen, bevor du mir deinen Traum erzählst?« Überrascht nickte Dana. Daraufhin zog er sie ganz fest in seine Arme und fragte leise: »Willst du mich heiraten?« Dana bekam große Augen. Für sie ging gerade ein Traum in Erfüllung. Überglücklich strahlend hauchte sie ihr »Ja« und dann küssten sie sich lange… sehr lange. Irgendwann lösten sie sich voneinander und Scully sprach leise: »Dann war das wohl kein Traum.« In diesem Moment stand die Fremde vor den beiden: »Herzlichen Glückwunsch ihr Zwei, hier habt ihr eure Papiere, wenn ihr euch beim Standesamt in Roswell meldet, dann denkt daran, dass ihr dort die Namen angebt, die hier auf den Papieren stehen. Ich komme später wieder.« Und weg war sie.

Und so wurden Dana Scully und Fox Mulder endlich, nach 9 Jahren, in denen sich einer nach dem anderen sehnte, zu einem Ehepaar. Nach der Trauung stiegen sie ins Auto, fuhren zum nächsten Flughafen und flogen mit Umwegen nach Neuseeland. Dort erwartete Lea sie bereits und drückte den überglücklichen Eltern den kleinen William in den Arm. Dana drückte ihr Kind an sich, hatte aber auch ein schlechtes Gewissen, den neuen Eltern gegenüber. Lea beruhigte sie: »Ich habe ihnen die Erinnerung an William genommen und alles entfernt, was auf seine Anwesenheit hindeutet, sie werden nie wissen, dass er mal da war.« Beruhigt nickte Scully. »Und damit ihr auch wirklich in Sicherheit seit, schicke ich euch jetzt 50 Jahre in die Zukunft, dort erwartet euch ein Häuschen und eine Identität samt Job habt ihr durch die Unterlagen, die ich euch schon gegeben habe. Achtet nur darauf, euer Wissen über die Vergangenheit für euch zu behalten, dann wird euch nichts mehr passieren. Und nun lebt wohl!« Sowohl Scully, als auch Mulder bedankten sich noch bei Lea, im nächsten Moment fanden sie sich in einer völlig anders scheinenden Umgebung wieder. Das Haus sahen sie auf Anhieb und Lea hatte ihnen hier sogar Informationen über die letzten 50 Jahre hinterlassen, so dass sie nicht auffallen konnten.

Zufrieden ließ Jenny Q die junge Familie allein. Als sie sich gerade umdrehte und ins Kontinuum zurückkehren wollte, tauchte ihr grinsender Ehemann vor ihr auf. »Was war DAS denn?? Ich dachte, du hast deinen Kupplerjob an den Nagel gehängt??« Jenny grinste: »Hab ich ja auch, die brauchten doch nur noch nen kleinen Schubs… und außerdem hab ich es jemandem versprochen!« Fragend sah Q seine Frau an. Jenny grinste schelmisch und antwortete auf seine unausgesprochene Frage: Julian hat gesagt, ich solle dafür sorgen, dass Scully und Mulder heiraten.. und das hab ich getan.» Q lachte schallend: «Ja, und so ganz nebenbei die letzte Rasse der Borgzüchtungen platt gemacht, die der Menschheit noch hätten gefährlich werden können.. so gaaanz nebenbei… Aber sag mal.. seit wann hörst du eigentlich auf Andere? Das ist ja mal ganz was Neues!» Jenny setzte das unschuldigste Gesicht auf, dass sie finden konnte. «Och.. ähm…», druckste sie dann herum. «Ja? Ich höre, LEA?», hakte Q breit grinsend nach. Er kannte seine Jenny schließlich gut genug. Jenny aber lachte nur und sagte: «Ach.. das ist eine sehr, sehr alte Geschichte…»

Ende

September 2010